In den vergangenen Monaten hat Spanien international Schlagzeilen gemacht – und zwar aus zwei sehr gegensätzlichen Gründen: Auf der einen Seite beeindruckte das Land mit einem Rekordanteil von über 60 % erneuerbarer Energien am Strommix, getrieben durch Wind, Sonne und Wasserkraft. Auf der anderen Seite kam es im Frühjahr zu einem schweren landesweiten Stromausfall, der Millionen Menschen betraf, den Bahn- und Flugverkehr lahmlegte und auch kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Kommunikationsnetze in Bedrängnis brachte.
Diese Ereignisse sind mehr als nur Nachrichten – sie sind ein Lehrstück für Europa. Sie zeigen, was technisch möglich ist, wenn ein Land konsequent auf erneuerbare Energien setzt, aber auch, welche Risiken und Herausforderungen entstehen, wenn der Umbau des Energiesystems nicht mit der nötigen Systemstabilität, Infrastruktur und Flexibilität begleitet wird.
Wie Spanien zum Erneuerbaren-Vorreiter wurde
Spanien hat in den letzten Jahren die Energiewende mit Nachdruck vorangetrieben:
Photovoltaik-Ausbau: Allein 2023 wurden über 5,6 GW neue PV-Leistung installiert, vor allem auf großen Freiflächen, aber auch auf Dächern privater Haushalte und Gewerbebetriebe.
Windkraft: Mit über 30 GW installierter Leistung gehört Spanien zu den Top 5 Windnationen Europas.
Wasserkraft: Knapp 20 % des Stroms stammen aus Wasserkraftwerken, die zusätzlich als flexible Speicher wirken.
An Tagen mit idealen Wetterbedingungen deckt Spanien inzwischen bis zu 85–90 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen – ein herausragender Wert. Gleichzeitig sinkt der CO2-Ausstoß des Energiesektors kontinuierlich, und Spanien ist auf bestem Weg, seine Klimaziele deutlich früher als geplant zu erreichen.
Doch die Kehrseite zeigte sich beim landesweiten Stromausfall: Netzüberlastungen, unzureichende Speicher- und Reservekapazitäten sowie ein Mangel an flexiblen Verbrauchern führten in einer Kettenreaktion dazu, dass sich das Netz nicht mehr stabilisieren ließ. Das macht deutlich: Erneuerbare allein reichen nicht – es braucht ein stabiles Gesamtsystem.
Chancen und Risiken muss man realistisch und differenziert betrachten:
Chancen: Photovoltaik ist heute mit durchschnittlichen Gestehungskosten von 4–7 ct/kWh (Onshore-Wind: 4–8 ct/kWh) eine der günstigsten Energiequellen weltweit. PV-Anlagen auf Dächern reduzieren den Eigenverbrauch aus dem öffentlichen Netzund erhöhen die Energieunabhängigkeit. Großflächige Solaranlagen und Windparks schaffen Wertschöpfung in strukturschwachen Regionen und senken langfristig die Importabhängigkeit.
Risiken und Herausforderungen: Dezentral installierte PV-Anlagen belasten die Verteilnetze, da sie ursprünglich nicht für bidirektionale Lastflüsse (Strom ins Netz zurückspeisen) ausgelegt waren. Viele Ortsnetze stoßen bei hoher PV-Dichte an ihre Grenzen. Stark wetterabhängige Einspeisung führt zu „Stromspitzen“ (z. B. Mittagssonne) und „Stromlöchern“ (nachts oder bei Dunkelflauten), die nur mit Speichern, flexiblenVerbrauchern oder einem intelligenten Lastmanagement ausgeglichen werden können. Negative Strompreise an der Börse, die aktuell auch in Deutschland zunehmen, setzen klassische Kraftwerke wirtschaftlich unter Druck, was mittelfristig Risiken für die Versorgungssicherheit schaffen kann.
Kurz gesagt: Photovoltaik ist kein Selbstläufer, sondern Teil eines integrierten Energiesystems. Damit sie ihre Vorteile ausspielen kann, müssen Netze, Speicher und Marktmechanismen konsequent mitentwickelt werden.
Herausforderungen meistern: Was jetzt getan werden muss
Damit der Weg Richtung 100 % erneuerbare Energien gelingt, müssen mehrere zentrale Baustellen gleichzeitig angepackt werden:
1. Netzausbau und -modernisierung:
Deutschlands Übertragungsnetz ist derzeit nicht für eine rein erneuerbare Versorgung ausgelegt. Laut Bundesnetzagentur sind bis 2035 Investitionen von über 250 Mrd. € notwendig, um neue Höchstspannungsleitungen (z. B. SüdLink, SüdOstLink), Netzknoten und Umspannwerke zu bauen. Auch die Verteilnetze müssen ertüchtigt werden, um dezentrale Einspeisung aufzunehmen – das kostet zusätzlich etwa 50–60 Mrd. €
Wichtig: Diese Kosten amortisieren sich langfristig, da sie teure Netzengpassmaßnahmen (Redispatch) und fossile Reservekapazitäten überflüssig machen.
2. Speichertechnologien ausbauen:
Bis 2030 werden in Deutschland voraussichtlich über 20–30 GW Batteriespeicher benötigt, ergänzt durch Wasserstogspeicher und Pumpspeicherwerke. Spanien zeigt bereits, dass fehlende Speicher zum Sicherheitsrisiko werden können.
3. Flexibilisierung der Nachfrage:
Mit intelligenten Stromtarifen, steuerbaren Wärmepumpen, Elektroautos und industriellem Lastmanagement lassen sich Verbrauchsspitzen verschieben und das Netz entlasten.
4. Digitalisierung und KI:
Smart Grids, digitale Plattformen und KI-gestützte Prognosen helfen, Stromflüsse in Echtzeit zu optimieren und potenzielle Überlastungen oder Ausfälle frühzeitig zuerkennen.
5. Europäische Integration:
Grenzüberschreitende Stromleitungen und Handel ermöglichen es, Wetterextreme besser auszugleichen – etwa, wenn Deutschland bei Dunkelflaute Windstrom aus Dänemark oder Wasserkraft aus Norwegen importiert.
Photovoltaik: Schlüsseltechnologie mit Verantwortung
Photovoltaik ist und bleibt ein zentrales Element der Energiewende – nicht, weil sie alle Probleme löst, sondern weil sie in Kombination mit den richtigen flankierenden Maßnahmen eine kostenegiziente und nachhaltige Stromversorgung ermöglicht.
Die Vorteile auf einen Blick:
Kostenvorteil: Seit 2010 sind die Kosten für Solarmodule um rund 85 % gefallen.
Schneller Ausbau: PV-Anlagen können oft innerhalb weniger Monate realisiert werden.
Dezentrale Versorgung: Richtig integriert, reduzieren PV-Anlagen Lastspitzen, insbesondere wenn sie mit Speichern kombiniert werden. Damit dieser positive Effekt real wird, müssen wir Netze und Speicher von Anfang an mitdenken – das hat uns Spanien eindrucksvoll gezeigt.
Fazit: Energiewende mit Weitblick – und Mut
Die Energiewende ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Spanien hat gezeigt, wie stark und schnell erneuerbare Energien ein Land transformieren können – aber auch, wo die Fallstricke lauern, wenn Speicher, Netze und Flexibilität nicht mitwachsen.
Deutschland ist aktuell gut unterwegs: 2024 wurden 16 GW PV-Leistung neu installiert, der Windkraftausbau zieht an, und die ersten Gigawattstunden Batteriespeicher stehen bereit. Doch um bis 2040 eine sichere, bezahlbare und klimaneutrale Stromversorgung zu erreichen, braucht es jetzt gezielte Investitionen, kluge Regulierung und breite gesellschaftliche Unterstützung.
Kurzum: Photovoltaik ist nicht nur der richtige Weg – sie ist unverzichtbar. Aber wir müssen sie als Teil eines größeren Systems verstehen. Nur so können wir die Chancen nutzen und die Risiken beherrschen.
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